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Frankfurter Allgemeine Zeitung: Aus Angst vor der „Unterhopfung“

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Zwei Taunussteiner Gründer haben die Marke Jünglingbier geschaffen und wollen ihren Gerstensaft im Rhein-Main-Gebiet etablieren. „Komfortzonenexit“ heißt ihre neue Marketingkampagne. Von Robert Maus

 

TAUNUSSTEIN. Die Schaumkrone steht und ragt aus dem Tonkrug. Das helle Landbier schmeckt leicht, ziemlich süffig und lässt jene herbe Note vermissen, an dem sich üblicherweise die Meinungen von Bierkennern scheiden. Zwei schwarze Fässchen stehen auf dem Tisch,nd die Anwesenden zapfen eifrig. Kein Wunder, denn an diesem Abend geht es nur um eines: Jünglingbier. Ort des Bier-Tastings ist die Gaststätte Taunus in Taunusstein. Etwa 30 Liebhaber des Gerstensaftes haben sich eingefunden. Sie trinken Bier und lauschen den Ausführungen von Max Faust und Bastian Usinger. Die beiden Taunussteiner sind die Gründer des Bier-Start-ups und postulieren einen hohen Anspruch. „Wir wollen Bier erlebbar machen, das ist die Kunst“, sagt der 28Jahre alte Faust und schiebt hinterher: „Wir sind jung und wild.“ Jung ist zumindest die Marke: Seit Sommer 2017 ist das Jünglingbier auf dem Markt. Die Taunussteiner brauen es nicht selbst, das übernimmt der bayerische Partner Rittmeyer aus Hallerndorf. Das Ergebnis ist ein Landbier, das gut im Trend liegt. Den Vertrieb und die Markteinführung übernehmen die Taunussteiner. Der 34 Jahre alte Usinger stellt fest: „Wir machen keine Biersorte, sondern eine Biermarke.“

 

Der bisherige Erfolg gibt den beiden recht: 2018 setzten sie nach eigenen Angaben rund 15 000 Bierdosen ab, die Fässer (das Partyfass gibt es für 39,90 Euro) nicht mitgerechnet. Begonnen haben sie mit dem Jünglingbier, aber mittlerweile gibt es auch die Jünglinde im Portfolio. „Jünglingbier küsst Zitronenlimonade“, lautet der Slogan; es geht also um Radler. Die Federlinde ist die Nummer drei im Sortiment und als eine Art Federweißer laut Faust die „coole Alternative“ zum Sektempfang. Es ist den Taunussteinern mit ihrem Partner EB-Secco gelungen, die Gärung des Federweißen bei etwa fünf Prozent Alkoholgehalt zu unterbrechen. Daher ist die Federlinde bis zu einem halben Jahr haltbar und die Rezeptur geheim. Gleichwohl sind Federlinde und Jünglinde nur Submarken – das Bier ist der Star.

 

Dementsprechend haben Usinger und Faust mit ihrem Marken-Star einiges vor. „Wir möchten unser Jünglingbier im Rhein-Main-Gebiet etablieren“, sagt Faust, der an der Hochschule Fresenius arbeitet und als Stadtverordneter sozialdemokratische Politik in Taunusstein macht. Usinger löscht gerne und dabei geht es nicht nur um den Durst: Er ist hauptberuflich Feuerwehrmann in Frankfurt. „Aus einer Art Bierlaune heraus“ sei die Idee entstanden, eine Biermarke zu etablieren, sagt er und ergänzt: „Wir wollten etwas Eigenes machen. Man braucht etwas, um den Kopf frei zu bekommen."

 

Kopf frei ist gut, denn wenn es um Bier geht, sind die beiden kreativ. „Du hast noch nicht viel gegessen und spürst, wie die Hopfenblüte sich in deinem Blut verteilt und dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert“, schreiben sie auf ihrer Homepage und warnen eindrücklich vor der „Unterhopfung“. Genau so möchten Faust und Usinger ihre Biermarke im Markt plazieren: Cool, jung, ein bisschen verrückt und spaßorientiert. Da passt es zum Auftritt, dass ihre Hopfenkaltschale vegan ist.

 

Die beiden Taunussteiner sind gut vernetzt. Daher verwundert es nicht, dass es in der Stadt und auch der Region schon mehrere Geschäfte und Gaststätten gibt, in denen Jünglingbier ausgeschenkt oder verkauft wird. Aber der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland gehört zu den wohl härtesten Branchen der Welt. Um zu bestehen, benötigen Gründer ein Alleinstellungsmerkmal. Das wissen auch Faust und Usinger und hatten aus diesem Grund zu ihrer „Roadshow“ nach Taunusstein eingeladen. Die beiden feilen an ihrer Dachmarke und starten eine neue Kampagne, die den Namen „Komfortzonenexit“ trägt.

 

Die Kampagne soll den Genuss des Bieres mit der benötigen Einzigartigkeit verzieren, triviales Trinken ist von gestern. Es geht lustig zu, während sie ihren Gästen die neue Kampagne vorstellen. Für Marketing-Experten wird ein wenig über Cross-Channel-Strategien gesprochen, aber der angestrebte Bier-Image-Transfer ist eindeutig spannender. „Den Leichtsinn der jungen Jahre erleben“ – wer will das nicht? So gibt das Jünglingbier der Zielgruppe das Gefühl, durch den Genuss des Gerstensaftes die eigene Jugend noch einmal genießen zu dürfen. Was für ein Versprechen.

 

Marketing allein reicht nicht, denn das Bier muss irgendwie in größerer Dosenzahl zum Kunden. Auch dieses Problem ist für die beiden Macher überwindbar. Jünglingbier-Dosen soll es in Zukunft in Getränkeautomaten im Rhein-Main-Gebiet geben. Faust und Usinger holen sich dabei einen ungleich größeren Partner an Bord. Das Telekommunikationsunternehmen Vodafone stattet die Automaten mit Sim-Karten aus, so dass bei den Jungunternehmern sofort der Alarm ertönt, wenn ein Automat trockenzufallen droht.

 

Warum haben sich die beiden Jungunternehmer ausgerechnet Bier als Produkt ihres ersten eigenen Unternehmens ausgesucht? „Weil keine gute Geschichte mit einem Salat anfängt“, lautet die Antwort.

 

Quelle: Robert Maus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2019.

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